Betrachtet man Demokratie mit Francesca Raimondi genealogisch, so zeigt sich, dass die Forderung nach Freiheit und Gleichheit aller nicht als Dauerzustand einlösbar ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass sich Freiheit und Gleichheit nur im Medium konkreter Praktiken verwirklichen lassen und Demokratie wesentlich verzeitlicht ist.
Die gegenwärtige Rede vom Zeitalter der »Postdemokratie« und ähnliche politische Verfallsdiagnosen fordern neue Konzeptionen demokratischer Selbstbestimmung. Das Buch entfaltet einen Begriff politischer Freiheit jenseits der überkommenen Dichotomie von absoluter Souveränität und bloßer Deliberation. Francesca Raimondi zeigt, inwiefern die Konzeptualisierung von Demokratie als eine kollektive Tätigkeitsform Kernfragen der Demokratietheorie berührt. In dieser praktischen Perspektive auf demokratische Politik argumentiert die Autorin für die Nicht-Identität von Demokratie und Staat und entwickelt eine Perspektive, nach der sich rechtliche und politische Verfahren für den prozessualen Charakter von Demokratie öffnen können. Demokratische Freiheit verwirklicht sich aber auch in Praktiken widerständiger Subjektivierung. Das Buch beschreibt diese demokratische Subjektivierung als einen besonderen Prozess der Umgewöhnung, der sich über die kollektive Erschließung neuer Handlungskontexte und -möglichkeiten vollzieht.