Franco Moretti hat sich mit dem Schlagwort des distant reading weltweit einen Namen gemacht als Vorreiter einer quantitativen und statistischen Erforschung von Literatur. Dabei werden im Gegensatz zum herkömmlichen close reading, das wenige Texte detailliert und unter qualitativen Gesichtspunkten betrachtet, riesige Textmengen herangezogen. Insbesondere in den Digital Humanities erwartet man sich durch diese Methode neue Erkenntnisse.
Überdies bleibt die herkömmliche Literaturwissenschaft nicht nur an die individuelle Leseleistung, sondern auch an die begrenzten Sprachkenntnisse einzelner Forscher gebunden. Für Moretti ist es an der Zeit, analog etwa zur Globalgeschichte auch zu einer Weltliteraturforschung vorzudringen, die er unter Zuhilfenahme von big data-Verfahren plausibel macht.
Morettis Vorschläge werden kontrovers diskutiert - nicht zuletzt von ihm selbst. Es bleibt offen, ob sich durch quantitative Analysen tatsächlich nichttriviale und interpretationsrelevante Befunde erheben lassen und inwiefern damit der Einzigartigkeit von Kunstwerken Gewalt angetan wird. Es macht aber die besondere Qualität Morettis aus, dass er eine entsprechende Skepsis artikuliert und seine Forschungen eher experimentell als dogmatisch betreibt. Das hier vorgelegte Buch gibt dazu reiches Anschauungsmaterial. Ein weiterer Band mit Pamphleten des von ihm geleiteten Stanford Literary Lab wird ebenfalls bald bei Konstanz University Press erscheinen.
Pressestimmen
»Eine Revolution für das Bücherlesen: Franco Morettis brillante Essays sind endlich übersetzt«
(Steffen Martus, Die Zeit)
»Der Gewinner der Digitalisierung«
(Andreas Bernard, FAS)