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Operative Porträts

Operative Porträts

Eine Bildgeschichte der Identifizierbarkeit von Lavater bis Facebook


Gesichter hinterlassen heute digitale Spuren: Von allgegenwärtigen Kameras erfasst und algorithmisch ausgewertet, werden sie massenhaft zu personalisierten Profilen verknüpft. Operative Porträts geht den verstreuten Anfängen dieser Entwicklung nach und wirft einen neuen Blick auf die Geschichte des Gesichts unter den Bedingungen seiner technischen Reproduzierbarkeit.

Wie wurden Bilder von Gesichtern zu Objekten eines identifizierenden Blicks, der sie in lesbare Information zu verwandeln versucht? Wann wurde es denkbar und schließlich gar selbstverständlich, dass von jedem Individuum endlose Bilderserien zirkulieren? Und welche Vorstellungen von menschlicher Individualität sind in die Verfahren algorithmischer Erkennung eingeflossen? Das Buch verfolgt diese Fragen entlang sonst meist getrennt verhandelter Stränge einer Bildgeschichte der Identifizierbarkeit. Es erzählt eine Geschichte privater Porträtpraktiken - von Lavaters Schattenrissen bis hin zu Facebook -, wirft Schlaglichter auf ästhetische Neubestimmungen des Porträts in der Moderne und unternimmt eine Medienarchäologie der Identifizierung von der frühen Kriminalistik bis zur automatisierten Gesichtserkennung.
Vor dem Horizont der digital vernetzten Gegenwart wird so ein fundamentaler Funktionswandel des Porträts erkennbar: Der traditionelle Anspruch, im Einzelbild die Repräsentation eines autonomen Individuums zu leisten, wird seit den Anfängen technischer Bildproduktion vom Versprechen der Operativität abgelöst. Bilder von Gesichtern werden zu Elementen unabschließbarer Serien technischer Aufzeichnungen, dazu bestimmt, systematisch mit anderen Bildern und Daten verknüpft zu werden. Indem es diesen Funktionswandel nachzeichnet, leistet das Buch von Roland Meyer nicht zuletzt einen historisch fundierten Beitrag zum Verständnis heutiger digitaler Bildkulturen.
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Pressestimmen

»äußerst lesenswert (…), kenntnisreich und anschaulich«
(Jan von Brevern, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2019)

»Meyers Studie (...) liefert einen originellen und materialreichen Durchgang durch mehrere Forschungsfelder gleichzeitig und wird zweifellos weitere Arbeiten inspirieren«
(Valentin Groebner, H-Soz-Kult, 17.07.2019)

»Meyers gründliche Darstellung der historischen Wurzeln des heutigen Porträt- und vor allem Selfie-Wahnsinns ist eine bereichernde Lektüre.«
(Sebastian Meißner, literaturkritik.de, 18.01.2020)

»Die gut geschriebene Studie zeigt, dass die gewaltigen Datenströme der Gegenwart nicht nur technisches Rohmaterial sind, sondern auch sozial und emotional konnotierte Währungen«
(Anton Holzer, Fotogeschichte, Heft 154, 2019)

»In seiner bemerkenswerten Studie (...) leuchtet er (Roland Meyer) die moderne Seite der Gattung des Porträts mit großer Sorgfalt und prägnant aus.«
(Klaus Honnef, Photonews 7-8/20)

»auch für ein nicht-akademisches Publikum interessant (...), was sowohl an der klaren Struktur, wie auch der verständlichen Sprache liegt«
(Hendrik Erz, Soziologie Magazin, 1/2020)

»Automatisierte Überwachungstechnologien arbeiten permanent an der Digitalisierung und Datafizierung des menschlichen Gesichts. Welche historische wie technische Dimension sich dahinter verbirgt, macht Meyers Arbeit umfassend deutlich.«
(Florian Flömer, surveillance-studies.org, 18.09.2020)

»eine komplexe Genealogie, die auf den methodischen Spuren Nietzsches und seines Schülers Foucault wandert.«
(Friedrich Balke, sehepunkte, 15.12.2021)