Siegfried Kracauer
Herausgegeben von Julia Amslinger und Kyra Palberg
Ideas, talks and some scattered observations
Aufzeichnungen aus Europa (1960-1965)
Herausgegeben von Julia Amslinger und Kyra Palberg
Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand war Kracauer mit seiner Frau Lili nach Paris geflohen. 1941 gelang den beiden die Auswanderung in die USA. Sowohl seine privaten Notizen als auch seine wissenschaftlichen Arbeiten verfasste Kracauer seit Kriegsende in einem sehr eigenen Englisch. Anders als die meisten seiner Frankfurter Freunde und Bekannten wollte er nicht nach Deutschland zurückkehren, reiste aber gleichwohl zu Beginn der 1960er Jahre quer durch Europa. Bei diesen Reisen verabredete er sich mit den bekanntesten Intellektuellen seiner Zeit zu langen Gesprächen. Nicht die zu besichtigenden Orte, sondern die dort zu treffenden Menschen bestimmten die sommerlichen Reiserouten von Lili und Siegfried Kracauer.
Kracauer diskutiert mit Werner Kaegi neue Formen der Geschichtsschreibung, träumt mit Benno Lewy von einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in Israel und fragt Gotthard Günther, ob die Menschen schon bald mithilfe von Computern den Tod besiegen werden. Kracauer protokolliert jedoch nicht nur das Gesagte, sondern ergänzt auch das Unausgesprochene: etwa wie er Theodor W. Adornos Dialektik hätte kritisieren können, es aber nicht getan hat. Das Wiedersehen mit alten Freundinnen und Freunden und auch entfernter bekannten Intellektuellen wird so als prekärer Versuch der Vermittlung zwischen Vergangenheit und Gegenwart greifbar.
Pressestimmen
»Ein exzellent gestalteter Band (…) Wer mit den alten Kracauers auf Reisen gehen möchte, ist mit dem schönen (...) Buch bestens bedient.«
(Jörg Später, FAZ, 15.10.2022)
»Der mit einem umfangreichen Bildteil versehene Band gibt (…) Einblick in die Eindrücke eines Reisenden, der mit Europa zugleich vertraut ist und es sich immer wieder fremd macht.«
(Robert Zwarg, jungle world, 23.03.2023)