Fernando Esposito
Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
Eine Geschichte und Theorie historischer Zeiten
Wie die Zeit eine Geschichte hat, hat auch die Geschichte eine Zeit. Fernando Esposito nimmt beides – die Geschichte der Zeit und die Zeit der Geschichte – in den Blick, lotet die unterschiedlichen Bedeutungen der Formel der ›Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen‹ aus und fragt nach ihrem Wandel, ihrer Struktur und ihrer Funktion.
Hierzu reist das Buch von Bielefeld nach Neapel, erklimmt den bundesrepublikanischen Elfenbeinturm ebenso wie die Hänge des Vesuvs und durchstreift die Macchia des Mezzogiorno. Da eine Geschichte der Gleichzeitigkeit ihrerseits vielzeitig sein muss, geht es von der Zwischenkriegszeit und der Zeit nach dem Boom in die Spätaufklärung und von dort ins Risorgimento. Esposito schildert, wie sich Zeit und Geschichte im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wandelten und was Reinhart Kosellecks Historisierung des Historismus damit zu tun hatte. Mit dem Proto-geologen Sir William Hamilton erkundet es die vulkanische Zeitschaft am Golf von Neapel, geht aber auch der Verzeitlichung der Erde und der Geburt der Zeitschichtenmetapher nach. Zuletzt handelt das Buch von süditalienischen Briganten, ihren Gegnern und Historikern, vor allem aber von der chronopolitischen Funktion der Verungleichzeitigung.